Wer kennt Sie nicht, die Szene im Film «Matrix», in der Protagonist Thomas A. Anderson (Neo) erkennt, dass die Wirklichkeit, die er für «real» hält, eine computergeneriertes Konstrukt ist, von dem er selbst ein Teil ist?
Oder in «Total Recall» (Fassung von 1990), wo Quaid mit der Möglichkeit konfrontiert wird, dass das, was er gerade erlebt, ausschliesslich auf einem Gedankenimplantat beruht, also gar nicht tatsächlich „erlebt“ wird?
Oder die Szene in «Vanilla Sky», in der David Aames erkennt, dass er schon seit langer Zeit in einer künstlich erzeugten „Realität“ lebt?
In all diesen Filmen (und den ihnen zugrunde liegenden Büchern) stellen sich Fragen, wie:
- Ist die erlebte Wirklichkeit überhaupt «real»?
- Wieso sind wir uns dessen so sicher?
- Und falls es mehrere subjektive Wirklichkeiten gibt, in welcher möchten wir leben?
In «Matrix» kann Neo zwischen der blauen und der roten Pille wählen, und auch Quaid und David Aames müssen sich entscheiden, was sie für real halten und in welcher Wirklichkeit sie leben möchten. Die rote Pille stand für die Möglichkeit, die Realität so zu sehen, wie sie wirklich ist. Die blaue Pille hingegen stand für die Entscheidung, in der komfortablen Illusion zu bleiben und die Täuschung als „normale Wirklichkeit“ zu akzeptieren.
Wie wirklich ist die Wirklichkeit?
Ähnlich erging es mir, als ich das Buch «Wie wirklich ist die Wirklichkeit?» von Paul Watzlawick las. Watzlawick legt überzeugend dar, dass «Wirklichkeit» immer ein Produkt unseres Geistes ist und stellt damit berechtigterweise in Frage, ob es überhaupt eine Welt außerhalb unseres Bewusstseins gibt oder ob die Welt nur in unseren Bewusstsein existiert?
Fakt auf jeden Fall ist: Unsere erlebte Wirklichkeit wird erst durch unsere Wahrnehmung „konstruiert“. Viele Informationen die wir mit unseren Sinnen aufnehmen, werden zunächst erstmal weggefiltert. Die Auswahl trifft unser Gehirn ziemlich schnell, ohne unser Bewusstsein miteinzubeziehen - man spricht hier von einer präattentiven Verarbeitung. Die verbleibenden Informationseinheiten werden stark angepasst, bevor sie, angereichert mit Vorwissen, hypothetischen Annahmen und Verallgemeinerungen in unser Bewusstsein transportiert und dort weiter interpretiert werden.
Daher ist eine User Experience - eigentlich jede Erfahrung, die wir machen - eine Konstruktion unserer Kognition. Dafür gibt es zahlreiche Belege, auf die ich auf dieser Website hier eingehe.
Warum das für eine User Experience wichtig ist
Gerade als UX Designer hilft uns eine gewisse Demut und Bescheidenheit gegenüber dem, was wir zu «wissen» glauben. Es ist wichtig, unsere eigenen Annahmen und Überzeugungen immer wieder zu hinterfragen, denn auch diese sind immer subjektiv und unterliegen Selbsttäuschungen und Verzerrungen. Nichts von dem, was wir für „gegeben“ halten, ist objektiv «wahr» - alles ist ein Produkt von Wahrnehmung, Kommunikation, Konventionen und Überzeugungen.
Wenn wir jedoch die Zusammenhänge und die zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeiten besser verstehen, können wir viel besser Lösungen gestalten, die wirklich nutzerorientiert sind und wirksam funktionieren.
Auf dieser Website beschreibe ich rund 70 Phänomene und Erkenntnisse, die meiner Meinung nach einen wesentlichen Einfluss auf die User Experience der Dinge haben, die uns täglich umgeben. Die Auswahl ist zum Teil subjektiv, aber sie umfasst mit Sicherheit die wichtigsten Erkenntnisse der Kognitionswissenschaft, die für uns UX/UI Designer relevant sind. So ist diese Website auch nicht in Stein gemeißelt - vielleicht kommen noch weitere Prinzipien hinzu. Und natürlich freue ich mich über Anregungen und Vorschläge!
Über mich
Mein Name ist Thomas Sokolowski. Ich habe visuelle Kommunikation an der «Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst» in Hildesheim/Holzminden studiert. Heute arbeite ich als Senior UX Designer in einer Digitalagentur in Zürich.
Beruflich beschäftige ich mich seit einiger Zeit intensiv mit Inklusion und Barrierefreiheit und habe vor allem in der Zusammenarbeit mit Menschen, denen bestimmte Sinne fehlen oder die kognitiv anders wahrnehmen als der „normative Durchschnitt“, gemerkt, wie subjektiv unsere Realität eigentlich ist.
Die Auseinandersetzung mit der Frage, was eigentlich kognitiv in uns vorgeht, wenn wir zum Beispiel lesen – siehe meinen Beitrag: Was passiert in unserem Kopf, wenn wir lesen? – oder etwas mit unseren Sinnen wahrnehmen, was letztlich Design in unserem Gehirn bewirkt, hat mich zu dieser Website geführt. Viele der hier aufgeführten Grundsätze wende ich selbst täglich in meiner Arbeit als UX Designer an.
Wer mit mir Kontakt aufnehmen möchte, kann dies gerne unter meiner Email: [email protected] tun. Auch ist im Footer mein LinkedIn Profil angegeben, über welches man mich kontaktieren kann.