Der Bestätigungsfehler beschreibt die menschliche Tendenz, Informationen, die uns interessieren, bevorzugt zur Kenntnis zu nehmen (Selektive Aufmerksamkeit) und sie dann so zu interpretieren, dass sie in unser bisheriges Weltbild passen. Dazu werden neue Informationen mit bereits vorhandenen Informationen verglichen, bewertet und mit diesen vermischt. Dabei spielen kognitive Verarbeitungsprozesse, die wir bereits vom «Ersten Eindruck» oder dem «Ankereffekt» kennen, eine wesentliche Rolle.
Auch neigen wir dazu, uns an Informationen stärker zu erinnern, die unsere bestehenden Überzeugungen oder Annahmen bestätigen. Wie Studien zeigen, werden Informationen, die unseren Überzeugungen widersprechen, schneller vergessen, sprich ignoriert oder aussortiert.
Wir tun das, weil es Komplexität reduziert und damit Entscheidungen erleichtert - auch weil es die Welt überschaubarer macht und es sich gut anfühlt, in der eigenen Meinung bestätigt zu werden.
Ursprung
Der Bestätigungsfehler wurde erstmals in den 1960er-Jahren von den Psychologen Peter Wason und Raymond Nickerson systematisch untersucht. Ihre Studien zeigten, wie selektive Wahrnehmung und Interpretationsmuster die kognitive Verarbeitung von Informationen beeinflussen.
- Wason, P. C. (1960). On the failure to eliminate hypotheses in a conceptual task. Quarterly Journal of Experimental Psychology, 12(3), 129–140.
- Nickerson, R. S. (1998). Confirmation bias: A ubiquitous phenomenon in many guises. Review of General Psychology, 2(2), 175–220.
Was kann man gegen den Bestätigungsfehler tun?
Es stellt sich die Frage, was man gegen den Confirmation Bias tun kann, wenn man ihm weniger unterliegen will. Hilft es vielleicht schon, wenn man weiß, dass es diesen Bias gibt? Leider nicht, sagen Sozialpsychologen. „Was nicht hilft, ist der Vorsatz, auf den Confirmation Bias zu achten und ihn nicht zuzulassen, denn wir wissen nicht genau, wann er auftritt."
Als wirksames Mittel gegen den Confirmation Bias hat sich etwas anderes erwiesen, nämlich die Anwendung der Oppositionsstrategie. Dabei geht es darum, Dinge und Sachverhalte aktiv in Frage zu stellen. Man kann sich also in einem Streitgespräch einfach fragen: Könnte das, was mein Gegenüber gerade sagt, trotz meiner momentanen Überzeugung doch stimmen? Was spricht dafür? Dass man einfach mal die Perspektive wechselt und nach Argumenten für die Gegenseite sucht.
In der wissenschaftlichen Forschung ist diese Art von Fehlerkultur aus gutem Grund Prinzip. Bevor eine Studie veröffentlicht wird, versuchen mehrere Experten, sie zu widerlegen. Diese Argumente fließen dann mit ein oder werden zumindest, wie hier auf dieser Website, immer als kritische Meinungen mit angeführt, so dass man sich ein durchaus objektives Bild machen kann.
Praktische Anwendung im UX- und UI-Design
Im UX- und UI-Design ist der Bestätigungsfehler relevant, da Designerinnen und Designer dazu neigen können, Designentscheidungen zu bevorzugen, die ihre eigenen Annahmen und Erwartungen bestätigen. Dies kann dazu führen, dass Nutzerfeedback, das diesen Annahmen widerspricht, ignoriert oder abgewertet wird. Um dem entgegenzuwirken, ist es wichtig, objektive Nutzertests und vielfältige Datenquellen zu nutzen, um ein ausgewogenes Bild der Benutzerbedürfnisse zu erhalten.
Kritikerinnen und Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass es eine echte Herausforderung ist, sich dieser kognitiven Verzerrung bewusst zu werden und sie systematisch zu unterbinden.
Einfluss auf die User Experience
geringWeiterführende Informationen
- Confirmation Bias (English) - en.wikipedia.org
- Bestätigungsfehler (Deutsch) - de.wikipedia.org