«Erkennen statt Erinnern» ist ein zentraler Grundsatz der Usability, der besagt, dass Benutzeroberflächen so gestaltet sein sollten, dass Benutzer über einen konsistenten Aufbau und Platzhalter, sich sehr leicht komplexe Sachverhalte aus ihren Gedächtnis abrufen können.

Durch die Minimierung des Erinnerungsaufwands wird die Benutzerfreundlichkeit erhöht, da die Benutzer schneller und effizienter mit dem System interagieren können.

Ursprung

Das Prinzip «Erkennen statt Erinnern» wurde 1994 von Jakob Nielsen als Teil seiner Usability-Heuristiken formuliert. Nielsen betonte die Wichtigkeit, die Gedächtnisbelastung der Benutzer zu reduzieren, um die Effizienz und Zufriedenheit bei der Nutzung von Benutzerschnittstellen zu erhöhen.

  • Nielsen, J. (1994). Usability Engineering
  • Nielsen, J. (1995). 10 Usability Heuristics

Praktische Anwendung im UX- und UI-Design

Dieser Grundsatz sollte uns dazu veranlassen, Anwendungen zu entwickeln, bei denen sich die Benutzer so wenig Informationen wie möglich merken müssen. Stattdessen sollte die Benutzerschnittstelle die Informationen so präsentieren, dass der Benutzer sie ohne grossen kognitiven Aufwand nutzen kann.

Stellen Sie sich vor, Sie sind in einem Lebensmittelgeschäft und gehen durch die Gänge, um die Zutaten für Ihr Abendessen zu besorgen. Sie haben eine gedankliche Liste der Zutaten, die Sie benötigen, aber es fällt Ihnen schwer, sich an alle zu erinnern.

Dann sehen Sie ein Regal mit Gewürzen, und plötzlich fallen Ihnen die Chiliflocken ein, die Sie auf Ihrer gedanklichen Liste vergessen hatten. Der Anblick der Chili-Gewürzdose löst aber eine Erinnerung aus und Sie wissen sofort, dass Sie dieses Gewürz für Ihr Abendessen brauchen.

Dies ist ein Beispiel dafür, dass das Wiedererkennen in alltäglichen Situationen einfacher sein kann als das Merken von Informationen. Dieses Phänomen wird auch von Gedächtniskünstlern genutzt, um sich lange Nummern oder Listen von Dingen zu merken. Das Wiedererkennen eines visuellen Elements ruft bei uns sehr leicht eine damit verbundene Erinnerung hervor, die sogar umfangreiche Details über die zu erinnernden Objekte oder Sachverhalte enthalten kann. Wichtig ist dabei eine konsistente Kodierung, wie z.B. die Verknüpfung der Elemente mit bekannten Bildern oder Symbolen.

Icons oder Symbole sind daher ein mächtiges Werkzeug für ein Design, das auf Wiedererkennung basiert. Gut gestaltete und konsistent angewandte Icons sind hervorragende visuelle Platzhalter für Funktionen oder Themenbereiche.

Wichtiger als ihr konkreter Realitätsbezug ist ihr Wiedererkennungswert. So werden Telefonhörer- oder Disketten-Icons bis heute verwendet und auch von Menschen verstanden, die noch nie eine Diskette oder einen Telefonhörer gesehen haben.

Auswahl- und AutoSuggest-Listen

Ein weiteres Beispiel: Sie nutzen eine Social-Media-Plattform, auf der Sie Ihre Interessen angeben sollen. Eine Version der Plattform bietet ein leeres Textfeld, in das Sie Ihre Interessen eintragen können. Eine andere Version zeigt eine Liste von Interessen an, aus der Sie diese auswählen können. In der zweiten Version fällt es Ihnen wesentlich leichter, Ihre Interessen zu ermitteln, da Sie diese in der Liste wiedererkennen, anstatt sich an alle erinnern zu müssen.

Auswahl- und AutoSuggest-Listen nutzen auf diese Weise das Prinzip «Erkennen statt Erinnern» und tragen so zu einer effizienteren Nutzung der Anwendung und einer besseren Nutzererfahrung bei.

Einfluss auf die User Experience

stark

Weiterführende Informationen