Das F- und Z-Muster beschreibt typische Augenbewegungsmuster, die Nutzerinnen und Nutzer beim Durchsehen von Webseiten und digitalen Inhalten zeigen.
Beim F-Muster scannen die Augen zunächst horizontal am oberen Rand der Seite, dann vertikal nach unten und anschliessend nochmals horizontal, jedoch kürzer als der erste Durchgang. Dieses Muster zeigt sich besonders auf textlastigen Seiten, da es die wichtigsten Informationen effizient erfasst.
Das Z-Muster hingegen folgt einer diagonalen Bewegung von der oberen linken Ecke zur oberen rechten Ecke, dann diagonal zur unteren linken Ecke und schliesslich horizontal zur unteren rechten Ecke. Dieses Muster beobachtet man vor allem bei Besuchern textärmerer Seiten mit einer Hero-Area, in der sich oftmals ein grosses Video oder Bild befindet.
Die Übergänge zwischen F- und Z-Muster sind fliessend und die Unterschiede bezüglich ihrer Auswirkungen auf UX oder UI sind marginal. So sagen beide Modelle fast das gleiche aus. Die unterschiedlichen Bezeichnungen rühren eher daher, dass beim F-Muster eher die einzelnen Fixationen (sichtbar als farbige Hotspots) und beim Z-Muster eher die Sakkaden (also die Sprünge) von rechts oben zur nächsten Zeile links unten im Blickpunkt stehen. Letzlich definiert sich die Augenbewegung im Wesentlichen aus der Art und dem Umfang der Inhalte und kann dementsprechend sowohl Z- als auch F-Muster verfolgen.
Ursprung
Die Identifizierung dieser Muster basiert auf umfangreichen Studien im Bereich der Benutzerforschung und Augenbewegungsanalyse. Besonders bekannt wurden die F- und Z-Muster durch die Arbeiten von Jakob Nielsen, einem führenden Experten im Bereich Usability und User Experience. In seinen Untersuchungen aus den frühen 2000er-Jahren demonstrierte Nielsen, wie unterschiedliche Layouts unterschiedliche Blickbewegungen hervorrufen und wie diese Muster zur Optimierung der Webseitenstruktur genutzt werden können.
- Nielsen, J. (2006). F-Shaped Pattern for Reading Web Content. Nielsen Norman Group.
- Patel, N. (2009). The Z-Shaped Pattern: An Eye Tracking Study. Web Design Ledger.
Praktische Anwendung im UX- und UI-Design
Im UX- und UI-Design können die F- und Z-Muster genutzt werden, um Webseiten und Benutzeroberflächen so zu gestalten, dass sie den natürlichen Augenbewegungen der Nutzerinnen und Nutzer entsprechen. Sowohl das F- als auch das Z-Muster legt uns nahe, dass wir wichtige Inhalte wie Überschriften, Schlüsseltexte und Navigationselemente am oberen Bereich der Seite platziert werden, da dies die Bereiche sind, die zuerst und am längsten betrachtet werden. Unterstützende Informationen können dann weiter unten angeordnet werden, um den Fluss der Augenbewegung optimal zu nutzen.
Dies fördert eine intuitive Navigation und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass gewünschte Aktionen wie Klicks auf Call-to-Actions oder das Ausfüllen von Formularen tatsächlich durchgeführt werden.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Muster nicht universell auf alles anwendbar sind. Kritikerinnen und Kritiker weisen darauf hin, dass eine zu starke Orientierung an diesen Mustern kaum etwas bringt, zumal die meisten Nutzerinnen und Nutzer ohnehin gerne scrollen, um zu tiefer liegenden Inhalten zu gelangen, die ausserhalb des Viewports liegen.
In Verbindung aber mit dem Seriellen Positionseffekt zeigt uns das F- und Z-Muster, wo wir die entscheidenden Schlüsselelemente positionieren sollten. Am Anfang des Wahrnehmungsprozesses eher Elemente, die die Erwartungshaltung steuern und langfristig im Gedächtnis bleiben sollen (Logo, ästhetische Elmente ...) und am Ende eher Elemente, welche die Besucher zur Aktivität oder zum nächsten Schritt in der geplanten User Journey ermuntern sollen.
Einfluss auf die User Experience
erheblichWeiterführende Informationen
- F-Shaped Pattern of Reading on the Web: Misunderstood, But Still Relevant - Nielsen Norman Group
- Understanding the F-Shaped and Z-shaped Reading Patterns for Optimal Usability - medium.com
- F-Pattern and Z-Pattern - www.tealhq.com
- Visual Hierarchy, Gutenberg Diagram, F & Z Pattern - yingdesign.medium.com