Der Gaze Cueing Effekt beschreibt das Phänomen, dass die Blickrichtung einer anderen Person die Aufmerksamkeit und das Verhalten des Beobachters automatisch lenkt. Wenn eine Person ihren Blick auf einen bestimmten Punkt richtet, neigen Beobachter dazu, ebenfalls ihre Aufmerksamkeit dorthin zu verlagern, auch ohne bewusste Entscheidung. Dieses Verhalten ist tief in sozialen Interaktionen verankert und spielt eine wesentliche Rolle bei der nonverbalen Kommunikation und dem gemeinsamen Verständnis in zwischenmenschlichen Beziehungen.
Ursprung
Der Gaze Cueing Effekt wurde maßgeblich von den Psychologen Friesen und Kingstone im Jahr 1998 untersucht und in ihrer Studie „Gaze Direction and the Orienting of Attention: A Reflexive Response to Experimenter Cues" veröffentlicht. Ihre Forschung zeigte, wie automatisierte Aufmerksamkeitsverschiebungen durch die Blickrichtung anderer Menschen ausgelöst werden und somit grundlegende Mechanismen der sozialen Wahrnehmung verdeutlichen.
- Friesen, C. K., & Kingstone, A. (1998). Gaze direction and the orienting of attention: A reflexive response to experimenter cues. Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, 24(4), 1656–1674.
Praktische Anwendung im UX- und UI-Design
Im UX- und UI-Design kann der Gaze Cueing Effekt genutzt werden, um die Nutzerführung intuitiv zu gestalten. Durch die bewusste Platzierung von Elementen, die den Blick des Nutzers in bestimmte Richtungen lenken, können Designerinnen und Designer die Navigation und Interaktion «zielgerichtet» gestalten.
Zudem lässt sich der Gaze Cueing Effekt in der Gestaltung von Tutorials oder geführten Touren innerhalb einer Anwendung einsetzen. Indem visuelle Hinweise wie Pfeile oder animierte Blickrichtungen verwendet werden, können komplexe Prozesse oder Funktionen verständlicher vermittelt werden, ohne dass zusätzliche erklärende Texte notwendig sind. Dies erhöht die Benutzerfreundlichkeit und reduziert die kognitive Belastung der Nutzenden.