Das ikonische Gedächtnis speichert alle ankommenden visuellen Informationen kurzzeitig und macht sie für die weitere Verarbeitung zugänglich. Es ermöglicht, ein Bild oder eine visuelle Szene mental „nachzuleuchten", selbst nachdem der ursprüngliche Reiz verschwunden ist.

Betrachten Sie zum Beispiel ein Objekt in dem Raum, in dem Sie sich gerade befinden, schließen Sie die Augen und stellen Sie sich dieses Objekt vor. Das Bild, das Sie in Ihrem Kopf „sehen", ist Ihre ikonische Erinnerung an diesen visuellen Reiz.

Ursprung

George Sperling belegte bereits 1960 in einer Studie, dass Menschen kurzzeitig eine große Menge an visuellen Informationen speichern können, jedoch nur einen Bruchteil davon bewusst abrufen. Viele visuelle Reize werden jedoch unter- oder vorbewusst verarbeitet, sodass sie gewisse Reaktionen auslösen können, ohne ins Bewusstsein zu dringen.

  • Sperling, G. (1960). The information available in brief visual presentations. Journal of Experimental Psychology, 64(5), 482–488.
  • Neisser, U. (1967). Cognitive Psychology. Englewood Cliffs, NJ: Prentice-Hall.

Das ikonische Gedächtnis hat eine hohe Kapazität, aber eine extrem kurze Speicherdauer (200 - 500ms). Es spielt wahrscheinlich eine wichtige Rolle für unsere selektive Aufmerksamkeit, indem es vorbewusst entscheidet, welche Informationen für uns relevant oder irrelevant sind – und somit unwichtige Elemente herausfiltert (siehe beispielsweise den nicht wahrgenommenen Gorilla im Experiment von Simons & Chabris).

Bilder werden daher, anders als Sprache, unterschwellig verarbeitet und können direkt das limbische System im Gehirn ansprechen, das für Emotionen zuständig ist (siehe auch unsere Seite: Bildüberlegenheitseffekt). Die Werbung nutzt diesen Effekt gezielt, um Emotionen auszulösen, Marken zu verankern und Kaufentscheidungen zu beeinflussen – oft, ohne dass sich die Betrachter dessen bewusst sind.

Einfluss auf die User Experience

erheblich

Weiterführende Informationen