Menschen übertragen ihre Erfahrungen mit ihnen bekannten Dingen, auf alle anderen Dinge vergleichbarer Art. Das ist sehr logisch und ein Zeichen von Intelligenz. Man spricht dabei von einem Lerntransfer.
Wir alle haben also immer eine Erwartungshaltung gegenüber jeder neuen Erfahrung. Als UX Designer ist es wichtig, diese zu kennen, um diese zu erfüllen oder sogar zu übertreffen, um eine möglichst angenehme User Experience zu schaffen.
Erwartungshaltungen sind sehr stark von früheren Erfahrungen und/oder Standards geprägt. Wenn Benutzer beim Besuch einer neuen Website für sie vertraute Muster und Vorgänge vorfinden, reduziert sich sie Lernkurve bezüglich dieser und die Benutzerzufriedenheit steigert sich.
Ursprung
Jakobs Gesetz wurde von Jakob Nielsen in den 1990er-Jahren formuliert, als er grundlegende Prinzipien der Web-Usability untersuchte. Nielsen betonte die Bedeutung der Konsistenz in der Benutzererfahrung, um die Effizienz und Zufriedenheit der Nutzer zu erhöhen.
- Nielsen, J. (1995), 10 Usability Heuristics
Praktische Anwendung im UX- und UI-Design
Die Anwendung von Jakobs Gesetz im Designprozess bedeutet, dass UX- und UI-Designer etablierte Standards und Konventionen akzeptieren sollten. Dazu gehört die Verwendung von standardisierten Navigationsleisten, Button-Layouts und typischen Funktionsabläufen, die auf den meisten Websites zu finden sind. Natürlich ist es von Zeit zu Zeit sinnvoll, Standards in Frage zu stellen. Dies sollte jedoch bewusst geschehen und nicht aus Unkenntnis über etablierte Standards.
Auch kann eine bewusste Abweichung von einer Norm oder einer Erwartung zu einem Spannungseffekt führen, den man gezielt anstrebt. Eine bewusste Abweichung von dem, was der Nutzer erwartet, kann sehr anregend sein und trägt oft dazu bei, dass wir etwas als innovativ oder intelligent empfinden. In Filmen oder Büchern wird dieses Stilmittel als «Plottwist» bezeichnet.
Abhängig von den Projektzielen ist es daher äusserst wichtig, die richtige Balance zwischen der Einhaltung etablierter Standards und innovativer Abweichungen zu finden. Während die Übernahme bewährter Muster die Lernkurve reduziert, kann eine zu starke Orientierung an bestehenden Standards langweilig wirken und die Möglichkeit, innovative Lösungen zu entwickeln, behindern. Darüber hinaus unterscheiden sich Lösungen, die alle den gleichen Standards folgen, kaum voneinander (siehe die Karosserieformen der meisten Autos), was die Differenzierung von der Konkurrenz erschweren kann. Durch eine geschickt eingesetzte Abweichung kann man sich positiv vom Branchenumfeld abheben und ein Herausstellungsmerkmal schaffen.
Ein praktisches Beispiel für Jakobs Gesetz ist die Gestaltung von E-Commerce-Websites, bei denen die Nutzer erwarten, dass Warenkörbe, Produktseiten und Bezahlvorgänge ähnlich wie auf anderen Plattformen aufgebaut sind. Durch die Verwendung vertrauter Layouts und Interaktionen können Designer sicherstellen, dass Nutzer intuitiv navigieren und Transaktionen abschliessen können, ohne dass umfangreiche Anleitungen oder Erklärungen erforderlich sind.
Einfluss auf die User Experience
starkWeiterführende Informationen
- Video of Jakob Nielsen explaining his law - Nielsen Norman Group
- Jakob's Law: What It Is and How to Use It in Website Design - South Downs Web Design