Der Mere-Exposure-Effekt beschreibt das Phänomen, dass Menschen dazu neigen, etwas positiver zu bewerten, je häufiger sie damit konfrontiert werden – selbst wenn sie es unbewusst wahrnehmen. Wiederholte Exposition führt dazu, dass ein Objekt, eine Person oder eine Idee vertrauter erscheint, was wiederum die Präferenz für dieses Element steigert. Dies geschieht unabhängig davon, ob eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Stimulus stattfindet.

Ursprung

  • Zajonc, R. B. (1968). Attitudinal Effects of Mere Exposure». Journal of Personality and Social Psychology, 9(2), 1–27.
  • Bornstein, R. F. (1989). Exposure and Affect: Overview and Meta-Analysis of Research, 1968–1987. Psychological Bulletin, 106(2), 265–289.

Praktische Anwendung im UX- und UI-Design

Der Mere-Exposure-Effekt ist eine wichtige Strategie im UX- und UI-Design, insbesondere in den Bereichen Branding, User Engagement und Conversion-Optimierung. Indem Nutzerinnen und Nutzer wiederholt mit bestimmten Designelementen, Marken oder Funktionen konfrontiert werden, steigt ihre Vertrautheit und somit die Wahrscheinlichkeit einer positiven Bewertung und Nutzung.

Strategien zur Nutzung des Mere-Exposure-Effekts im UX-Design:

  • Konsistentes Branding: Wiederkehrende Designelemente wie Farben, Logos, Schriftarten oder UI-Muster stärken die Markenwahrnehmung und erhöhen das Vertrauen in eine Plattform.
  • Wiederholung von UI-Elementen: Durch die wiederholte Platzierung von wichtigen Call-to-Actions (CTA) oder Menüstrukturen an denselben Positionen lernen Nutzer schneller, sie intuitiv zu nutzen.
  • Retargeting & Personalisierung: Wiederkehrende Anzeigen oder Produktempfehlungen basierend auf früheren Interaktionen nutzen den Mere-Exposure-Effekt, um Kaufentscheidungen zu beeinflussen.
  • Gamification & Engagement-Mechanismen: Wiederholte Interaktionen (z. B. tägliche App-Nutzung oder wiederkehrende Challenges) steigern die emotionale Bindung an ein Produkt.

Praktische Beispiele für den Mere-Exposure-Effekt

  • Social Media Feeds: Plattformen wie Instagram oder TikTok wiederholen gezielt Inhalte von Accounts, mit denen Nutzer interagiert haben, um ihre Vertrautheit und Bindung an bestimmte Profile oder Themen zu erhöhen.
  • E-Commerce & Produktempfehlungen: Shops wie Amazon oder Zalando zeigen wiederholt bereits angesehene Produkte, um die Wahrscheinlichkeit eines Kaufs zu steigern.
  • User Onboarding & Microlearning: Wiederholte kleine Lernschritte in Apps wie Duolingo oder Notion sorgen dafür, dass sich Nutzende schneller an neue Funktionen gewöhnen.

Einschränkungen & Kritik

Obwohl der Mere-Exposure-Effekt effektiv ist, gibt es Grenzen:

  • Zu viel Wiederholung kann sich negativ auswirken: Übermäßige Exposition kann zur Reaktanz führen („Banner-Blindness" oder Werbemüdigkeit).
  • Der Kontext ist entscheidend: Der Effekt funktioniert besser, wenn auch der Kontext positiv wahrgenommen wird.
  • Negative Erlebnisse verstärken sich ebenfalls durch Wiederholung: Wenn die Bewertung beim ersten Kontakt extrem negativ ausfiel, wird durch wiederholte Darbietung die Abneigung stärker.
  • Unaufdringliche Platzierungen sind effektiver als aggressive Wiederholungen, die als störend empfunden werden und das Gegenteil bewirken können.

Indem UX-Designer den Mere-Exposure-Effekt bewusst und strategisch nutzen, können sie Nutzererlebnisse intuitiver gestalten, Markentreue aufbauen und die Interaktionsrate erhöhen, ohne Nutzer durch übermäßige Wiederholung zu überfordern.

Einfluss auf die User Experience

erheblich

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