Das Pareto-Prinzip besagt, dass ein kleiner Teil der Ursachen einen grossen Teil der Wirkungen bestimmt. So lassen sich oft 80 Prozent der Arbeitsergebnisse mit rund 20 Prozent des Gesamtaufwandes erzielen. Dies hat zur Folge, dass in vielen Bereichen mit wenigen Massnahmen rasche Fortschritte erzielt werden können, was aber wenig über den Zeitbedarf aussagt, der für die vollständige Realisierung benötigt wird.
In vielen Projekten hat sich gezeigt, dass man zu Beginn relativ schnell vorankommt, da man die Aufgaben und deren Lösungen quasi in den Weg geworfen bekommt und nicht lange danach suchen muss, so dass man sehr schnell 70 - 80 % des gesamten Projektumfangs erreicht. Die letzten 20 - 30 % eines Projektes dauern dann aber sehr viel länger als die bereits erreichten 70 - 80 %, da die verbleibenden Fehler und Optimierungen erst nach langem Suchen und Testen bekannt werden und die Fehlerbehebung oft weitere Probleme erzeugt, an die keiner der Beteiligten vorher gedacht hat. So kommt es, dass sich manche Projekte kurz vor der Fertigstellung fast endlos in die Länge ziehen. Dieser Effekt führt dann zur Erfüllung des Hofstadter'schen Gesetzes.
Das Pareto-Prinzip lässt sich in sehr vielen Bereichen anwenden. Mathematisch gesehen ist es eine einfache Potenzfunktion, die sich unendlich einem maximalen Grenzwert annähert. In Prozent ausgedrückt 100%. Grafisch wird sie durch eine Kurve dargestellt, die zunächst sehr steil ansteigt, dann aber immer flacher wird, bis sie schliesslich fast waagerecht verläuft.
D.h. man kann das Pareto-Prinzip nicht nur auf das Verhältnis 20/80 oder 80/20 anwenden, sondern man kann anhand der Pareto-Kurve auch feststellen, dass man beispielsweise mit 35% des Aufwandes ca. 95% der Ergebnisse oder mit 10% des Aufwandes ca. 50% der Ergebnisse erzielen kann.
Das Wertepaar 80/20 ist sehr eingängig und einprägsam und wird daher gerne als Heuristik verwendet.
Ursprung
Dieses Prinzip wurde erstmals vom italienischen Ökonomen Vilfredo Pareto beschrieben, der um 1906 entdeckte, dass ein Grossteil des Vermögens in Italien auf einen kleinen Prozentsatz der Bevölkerung verteilt war; Joseph M. Juran griff diese Erkenntnis später auf und popularisierte sie als universelle Qualitäts- und Effizienzregel.
- Pareto, V. (1906). Manual of Political Economy.
- Juran, J. M. (1951). Quality Control Handbook.
Praktische Anwendung im UX- und UI-Design
Das Pareto-Prinzip ist sowohl in wissenschaftlichen Studien als auch in der Marktforschung weit verbreitet. Jakob Nielsen, ein anerkannter Experte im Bereich UX und Nutzerforschung, hat in seinen Studien festgestellt, dass eine stetige Erhöhung der Probandenzahl kaum noch neue Erkenntnisse bringt. Dies liegt daran, dass - aufgrund der stets vorhandener Ähnlichkeiten der Testpersonen - nahezu jeder spezielle Umstand im Laufe der Untersuchungen bereits erfasst wurde und neue Testergebnisse nur das bereits Festgestellte bestätigen.
Dieses Prinzip wird daher auch bei Hochrechnungen von Wahlergebnissen angewandt. Schon die Auszählung eines kleinen Prozentsatzes der Stimmzettel liefert oft ein Ergebnis, das nur um wenige Prozentpunkte vom endgültigen Endergebnis abweicht.
Nielsen stellte im Bereich Usabiltiy-Studien fest, dass bereits mit etwa 5 Testpersonen die meisten (bis zu 85% oder mehr) der Probleme identifiziert werden und ab 8 Testpersonen praktisch keine neuen Erkenntnisse mehr gewonnen werden. Aus ökonomischen Gründen ist es daher sinnvoll, die Anzahl der Testpersonen in diesem Bereich zu halten.
Ähnlich kann man z.B. bei einem Accessibility-Review einer Website vorgehen. In der Regel findet man alle gravierenden Beeinträchtigungen bereits, wenn man 5-8 repräsentative Seiten unterschiedlichen Typs untersucht, selbst wenn die Website aus mehr als 1000 Einzelseiten besteht. Denn die meisten Funktionen werden in der Regel durch etwa 4-6 Seitentypen oder Key-Templates repräsentiert.
Einfluss auf die User Experience
erheblichWeiterführende Informationen
- Pareto principle - en.wikipedia.org
- Paretoprinzip - de.wikipedia.org
- Jakob Nielsen: „Why You Only Need to Test with 5 Users“ - Nielsen Norman Group