Postels Gesetz besagt, dass man möglichst fehlerfrei sein sollte und gleichzeitig tolerant und fehlerverzeihend. Nach diesem Grundsatz sollen sich Implementierungen möglichst eng an bestehende Empfehlungen und Standards halten, ohne diese Vorgehensweise von anderen Beteiligten zu erwarten.
Ursprung
Der Begriff geht auf den Informatiker Jonathan Postel zurueck, der ihn 1981 in der Spezifikation des Transmission Control Protocol (TCP) formulierte; in RFC 793 prägte er den Satz «Be conservative in what you do, be liberal in what you accept from others».
- Postel, J. (1981). Transmission Control Protocol. RFC 793. Internet Engineering Task Force (IETF).
Praktische Anwendung im UX- und UI-Design
Im UX- und UI-Design laesst sich Postels Gesetz in der Weise übertragen, dass man Nutzern möglichst eindeutige Informationen und fehlerfreie Funktionen anbieten sollte, während man gleichzeitig die Nutzereingaben so fehlerverzeihend wie möglich verarbeiten sollte – das heisst, Formularfelder sollten beispielsweise derart gestaltet sein, dass möglichst schnell klar ist, was man einfüllen soll. Wenn Benutzer diese aber doch falsch ausfüllen (zum Beispiel Vornamen und Nachnamen vertauschen), sollte das System tolerant sein und diesen Fehler akzeptieren und selbstständig korrigieren.
Diese Strategie reduziert Barrieren und Frustrationsmomente, da Nutzerinnen und Nutzer weniger häufig mit unflexiblen Systemen kämpfen müssen. Daher ist auch im Bereich der Inklusion die Berücksichtigung des Postel'schen Gesetzes ein echter Mehrwert, da unbeabsichtigte Fehleingaben aufgrund motorischer oder sensorischer Beeinträchtigungen besser verarbeitet werden können, was die Benutzerfreundlichkeit insbesondere für Menschen mit Behinderungen enorm erhöht.
Das Interessante an dem Prinzip ist seine Universalität. Ein Beispiel: Wir erhalten eine chaotische, schwer verständliche E-Mail mit unklaren Aussagen oder eine E-Mail, die in einem unangemessenen Ton verfasst ist. Wie reagieren wir in solchen Fällen? Nach dem Postel'schen Gesetz sollte man den ersten Impuls unterdrücken - sarkastisch zurückschreiben «Geht es noch komplizierter?» oder beleidigt zurückbellen oder die andere Person «ghosten». Wenn man im gleichen Stil zurückschallt, wie in den Wald gerufen wurde, wird für alle Beteiligten komplizierter und unbefriedigender. Besser ist es, auf eine chaotische Mail strukturiert und verständlich zu antworten oder auf eine beleidigende Mail freundlich zu reagieren.
Wenn wir auf Dummheit mit Dummheit, auf Aggression mit Wut oder auf Fehler mit Spott reagieren, verschlimmern wir die Situation. Besser wäre es, auf Ärger mit Gelassenheit, auf Destruktivität mit Hilfsbereitschaft oder auf Gleichgültigkeit mit Leidenschaft zu reagieren.
Postel's Law ist, obwohl eigentlich für Computersysteme ersonnen, ein zutiefst menschliches Prinzip.
Einfluss auf die User Experience
geringWeiterführende Informationen
- Robustheitsgrundsatz - de.wikipedia.org
- Postel's Law - lawsofux.com
- Freundlichkeit gewinnt - www.tagesanzeiger.ch