In der Kognitionspsychologie wird der Begriff des «Rückschaufehler» verwendet, um eine spezifische kognitive Verzerrung zu beschreiben, die eintritt, wenn eine oder mehrere Person(en ihre Meinung oder Einstellung ändert, nachdem ein bestimmtes Ereignis eingetreten ist. Dabei wird die Vorhersehbarkeit dieses Ereignisses überschätzt. In diesem Prozess werden häufig auch die entsprechenden Erinnerungen in die neue Denkweise verzerrt. Dabei spricht man von einer retrograden Verzerrung oder einem Recall Bias.
Dieser Effekt führt dazu, dass Menschen nach einem intensiven oder folgenreichen Ereignis die Umstände und Gründe, die zu dem Ereignis geführt haben, nicht mehr so beurteilen können, wie sie es vor dem Ereignis getan hätten. Sie verstehen im Nachhinein oft nicht, warum das Ereignis nicht vorhersehbar war. Eine gängige Erklärung dafür ist, dass das Wissen um das Ereignis die Interpretation und Bewertung aller damit zusammenhängenden Sachverhalte verändert und damit das gesamte kognitive „Koordinatensystem" auf das Ereignis hin verschiebt.
Ursprung
Das Phänomen des Rückschaufehlers wurde erstmals 1975 von Baruch Fischhoff an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh untersucht.
- Fischhoff, B., & Beyth, R. (1975). I knew it would happen: Remembered probabilities of once-future things. Organizational Behavior and Human Performance, 13(1), 1–16.
- Roese, N. J., & Vohs, K. D. (2012). «Hindsight bias». Perspectives on Psychological Science, 7(5), 411–426.
Praktische Anwendung im UX- und UI-Design
Der Rückschaufehler ist schwer zu vermeiden, weil er unbewusst auftritt. Menschen neigen dazu, sich ihre Erinnerungen konsistenter und logischer zu rekonstruieren, als sie tatsächlich waren. Im UX- und UI-Design kann der Rückschaufehler zu Fehleinschätzungen in der Nutzerforschung und Produktentwicklung führen.
Einfluss auf die User Experience
geringWeiterführende Informationen
- Rückschaufehler - de.wikipedia.org
- Hindsight Bias - n.wikipedia.org