Stereotypisierung bezeichnet eine Überzeugung, dass bestimmte Eigenschaften charakteristisch für eine Gruppe von Elementen sind. Diese Überzeugung kann begründet oder auch in Teilen unbegründet sein. Dabei werden die meisten Stereotypen auch von einer Generalisierung geprägt, das bedeutet individuelle Unterschiede zwischen den Elementen oder Gruppenmitgliedern bleiben unberücksichtigt oder werden marginalisiert.

Diese mentale Strategie hilft, Komplexität zu reduzieren und ermöglicht es uns, in sozialen Interaktionen schnelle Entscheidungen zu treffen. Aus evolutionspsychologischer Sicht war diese Fähigkeit entscheidend, um in potenziell gefährlichen Situationen schnell zwischen Freund und Feind unterscheiden und angemessen reagieren zu können. Solche schnellen Urteile erhöhten die Überlebenschancen unserer Vorfahren in einer unsicheren und bedrohlichen Umwelt.

Die menschliche Kognition ist darauf ausgerichtet, Informationen effizient zu verarbeiten. Durch die Bildung von Stereotypen werden komplexe soziale Sachverhalte vereinfacht und können so schneller verarbeitet werden. Auch die Tendenz zur Kategorisierung ist tief in unseren kognitiven Prozessen verankert und spiegelt das Bedürfnis wider, die Vielzahl der täglichen Eindrücke zu ordnen und handhabbar zu machen. Vereinfachungen und Kategorisierungen können aber auch zu Verzerrungen führen, die in modernen Gesellschaften problematisch sind, da sie zu Vorurteilen und Diskriminierung beitragen können.

Ursprung

Der Begriff wurde erstmals 1922 von dem amerikanischen Journalisten Walter Lippmann verwendet, um die „Bilder in unseren Köpfen" zu beschreiben, die sich „als Vorstellungsinhalte zwischen unsere Außenwelt und unser Bewusstsein schieben."

  • Lippmann, W. (1922). Public Opinion. Harcourt, Brace and Company.
  • Allport, G. W. (1954). The Nature of Prejudice. Addison-Wesley.
  • Tajfel, H. (1979). Individuals and Groups in Social Psychology. British Journal of Social and Clinical Psychology, 18(2), 183–190.

Weitere kognitive Effekte unterstützen eine Stereotypisierung, genannt seien hier vor allem:

Praktische Anwendung im UX- und UI-Design

Stereotypisierung kann im UX- und UI-Design unbeabsichtigt Einfluss auf Nutzerentscheidungen nehmen. Ein Beispiel ist die Gestaltung von Personas, bei der es wichtig ist, nicht nur auf klischeehafte oder stereotype Darstellungen zurückzugreifen, sondern echte Nutzerbedürfnisse differenziert zu betrachten. Wenn Personas beispielsweise nur auf oberflächlichen Merkmalen wie Geschlecht, Alter oder ethnischer Herkunft basieren, kann dies zu falschen Annahmen über Nutzerverhalten führen und zu Designs, die an der tatsächlichen Nutzerrealität vorbeigehen.

Ein weiteres Beispiel ist die Personalisierung in Algorithmen: Wenn Systeme aufgrund von stereotypen Annahmen Nutzerinnen und Nutzern bestimmte Inhalte oder Produkte vorschlagen, kann dies zu einer sogenannten Bestätigungsverzerrung führen, bei der Menschen nur noch das sehen, was ihre bestehenden Überzeugungen verstärkt. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Algorithmen erfordert daher, dass Systeme diversere Muster erkennen und nicht nur stereotype Annahmen verstärken.

Einfluss auf die User Experience

gering

Weiterführende Informationen